postheadericon Karl Markovics muss ins Theater

Shakespeare Stück „Der Sturm“ in Probe.

Karl Markovitcs

Karl Markovitcs bei den Dreharbeiten zum Film „Atmen“

„Sind Sie der, von dem wir denken, dass Sie es sind?“, fragt ein großgewachsener Jugendlicher den Schauspieler Karl Markovics, der auf offener Straße in einem Kaffeehaus sitzt. Vor lauter Freude schenkt der junge Mann eine Karotte her – „leider nicht die Pizza“, meint Markovics dazu und futtert die Karotte. „Ich brauche immer konkrete Bilder“, sagt er über seinen ersten Film, den genialen Kinoerfolg „Atmen“, der klare Farben lieferte, minimalistische Szenen und Charaktere, wie reduziert auf ihr Wesentlichstes. In enger Zusammenarbeit mit dem Kameramann setzte der Neo-Regisseur seine inneren Bilder um. „Ich bin ja sehr genau“, sagt er und wirkt live sehr ähnlich seinen Charakteren in „Kommissar Rex“ und „Stockinger“. „Manchmal spießte es sich schon. Ich höre aber nie auf, bevor es genau das war, was ich wollte“. Er arbeite über den Raum, „Michale Haneke baute sogar eine Wohnung nach“, lächelt er wissend. „Was Absurdes zu erfinden, was nicht Hand und Fuß hat, interessiert mich nicht“, sagt der Film-Erzeuger eines Jungen, der in der Tiefe eines Schwimmingpools beim Luftanhalten seine Fluchtlinie sucht, Ruhe und Stille und von dem man nie weiss, ob er wieder auftauchen wird. „Schon als Kind wusste ich, dass ich Geschichten entwickeln, meine eigenen Sachen erschaffen werde. Film ist allumfassend, man erschafft eine Welt.“

 

Karl Markovics sitzt vor dem Theater am Hundsturm im Kaffeehaus, weil jemand von der Bank Austria 2011 wollte, dass er ein großes Kulturprojekt auf die Beine stelle. Er entschied sich für die Caritas-„Brunnenpassage“ (in der er aber nie war) und nun ist das Shakespeare-Stück „Sturm“ in Probe. „Übers Deck bin ich gerollt. Flammen, Blitze. Ja Meister, ich habe alles angezündet, so wie du befohlen hast.“ Ein großer Afghane steht im Hochzeitskleid auf der Bühne herum, ein zweiter Immigrant muss, nachdem er für sein Englisch ausgelacht wird, den Text auf Hindi sagen. „Ich gehe selten ins Theater“, konstatiert Markovits. Nun schon. Zur Strafe, weil ich ihn kurzfristig mit Christoph Waltz verwechsle, muss ich den Kaffee zahlen.

 

http://volkstheater.at/home/premieren/1532/Ausnahmezustand+Mensch+Sein

Erschienen im Augustin, Nummer 349, 21. 8. – 3. 9. 2013

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