Ein Riss durch die Welt
Ausstellung: Malerei von Georg Eisler.
Im Alter von sechs Jahren beobachtete Georg Eisler vom Fenster aus, wie im Zuge der Februarkämpfe 1934 ein Uniformierter einen bereits Verletzten auf den Kopf schlug. Ein Menschenzug folgte den beiden auf der Wiener Vorgartenstraße: „Zum ersten Mal merkte ich, wie das bei Brecht heißt, dass ein Riss durch die Welt geht, ich habe zwanzig Jahre später ein großes Ölbild gemalt, wo ich versuchte diesen Kindheitseindruck in eine etwas festere Form zu bringen“, schrieb Eisler in sein Tagebuch. Georg Eisler flüchtete mit seiner Mutter, der Musikerin und Kommunistin Charlotte Demant, die selbst 1914 vor den Russen aus Czernowitz geflüchtet war, vor den österreichischen Faschisten nach England.
Die Ausstellung „Im Blick: Georg Eisler“ im Oberen Belvedere zeigt nun Gemälde und Tagebuch-Teile: „Heute eilte ich sehr früh ins Atelier und fing sofort mit der Ziegel-Fabrik an. Der Kreidegrund saugt sehr stark und ich muss aufpassen, dass die Farben nicht tot werden.“ Der Maler interessierte sich für Demonstrationen und laufende Menschen, für das soziale und politische Leben. In ganz speziellen Farben und expressiv-realistische malte er traumähnlichen Figuren ohne Gesichter.
https://www.belvedere.at/im-blick-georg-eisler
Ersterscheinung im Augustin, Nummer 553, 1. 6. bis 14. 6. 2022