Autorenarchiv

postheadericon Kampusch: Kleine Überlebens-Künstlerin

Natscha Kampuschs Buch über ihre Gefangenschaft und Folter ist wirklich erstaunlich. Denn es konzentriert sich auf die kleinen Strategien und Tricks, sich Tag für Tag beinahe künstlerische Ideen auszudenken, um sich selbst zu unterstützen. Denn die größte Gefahr angesichts eines übermächtigen Täters ist sicher, in die Selbst-Auflösung, die Selbst- auslöschung zu verfallen – sich als eigenständige Person aufzugeben und die  herabwürdigenden und gemeinen Werte des Täters zu internalisieren.

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postheadericon KZ am Loiblpass: Der Stacheldraht von damals

Ein kleiner Gauner wird aus einem Gefängnis in Frankreich direkt in ein Kärntner Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen gebracht und muss dort unter lebensgefährlichen Bedingungen am Durchbruch des Loiblpass-Tunnels (Firma „Universale Hoch- und Tiefbau AG“) mitarbeiten. Andre Lacaze publizierte 1978 in dem französischen Verlag Juillard das Buch „Le Tunnel“, das in „Argot“, der Sprache der kleinen Gauner, von Aspekten eines KZ handelte, die sonst selten beschrieben werden – über die Schwierigkeit auf einem Brett über einem riesigen Loch zu scheißen z. B., oder wie anstrengend doch diese politischen Gefangenen seien, die auf die aus Gefängnissen importierten Diebe und Betrüger herab schauen.

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postheadericon Tapfuma Gutsa: „Mami Wata ist zornig“

Foto Magdalena BlaszczukWassergeister transportieren die Seelen Ertrunkener zurück nach Afrika: Kunst zu Bootsflüchtlingen, die im Meer ertrinken, erhängte Spanier, die Francisco de Goya zeichnete oder Picassos Guernica – wenn ein Künstler politische Kunst machen will, soll man ihn lassen, meint Tapfuma Gutsa. Der international bekannte Bildhauer, der auf der letzten  Biennale in Venedig ausstellte, würde gerne Kunst in Flüchtlingsheimen machen, weil dort „unglaublich intelligente und verrückte Köpfe sitzen“. Die Arbeit ist noch einschließlich Samstag in Wien zu sehen.

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postheadericon Viele bunte Autos und das Grauen aus dem All

Eine Punk Band aus dem Wien der 80er Jahre. Der Film „Malaria“, die Band „viele bunte Autos“: Auf dem „Soundtrack zum Film“– einer Vinyl-Single – waren sie mit dem Song „Küsse“ vertreten. Manche ihrer Texte kriegen ZeitgenossInnen bis heute nicht aus ihren Ohren heraus. Sängerin Angie Mörth entstammt der Vorarlberger Punk Szene. „Doch plötzlich hören sie donnernde Schritte. Es war die SS mit Horst in der Mitte, die kamen mit Netzen und Lassos gerannt, und haben die Kleinen in Dachau verbrannt. Liliputaner spielen Indianer, Liliputaner, der letzte Mohikaner.“

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postheadericon Ägidigasse: Der Angriff der Angst

Der Angriff der Angst
Läßt die Köpfe rollen
Noch ehe die Hand
Den Prügel umfaßt
Zum Schlag sich erhoben

Später, als wir alle eng aufeinander wartend beim Treffpunkt sassen, spürte jeder die ersten Fluchttendenzen in sich. Es herrschte gedrückte Stimmung. Der laut dröhnende Fernseher lief an uns vorbei, denn nicht für uns gestaltete sich seine Aufklärungsarbeit und alle wußten von der Sperre. Als ich R. statt in Boots und Lederjacke mit gelbem Sweatshirt und bloßen Füssen auf der Straße traf, wußte ich um den Grad der Auflösung der Bewegung. Verwirrt
hatte er schleunigst den Rückzug in sein bierbebauchtes Kleinschmarotzertum angetreten. Niemand wollte anschließend die Details noch hören, es waren zu viele, zu viele Freunde, zu viele Bekannte. Wir saßen nur ruhig herum und warteten immer noch auf irgendetwas. Die Hippies mit ihrer geschwätzigen Freundlichkeit schienen noch am ehesten klar zu kommen mit der Situation. Wir restlichen Helden der Landstraße mit Kettengeklirr und Imponiergehabe steckten unbehaglich im Sumpf und auf den Sesseln. Brutal fein, diese Nächstenliebe, wir könnten das nicht. Doch vielleicht brüllen wir einmal von der Bühne für euch, dass die Verstärker krachen und wackeln mit dem Iro dazu. Es wurde dunkler und dunkler. Dabei gab es inzwischen nichts mehr zu essen, kein Bier mehr zu kaufen und einzelne sassen lieber vor der Haustüre auf der Straße und unterhielten sich. Wir fuhren noch in der Nacht nach S. zurück.

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