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Nightmares come true
Der Sadist realisiert seine persönliche Hölle mit echten Menschen und muss schon gar nichts mehr machen – die Gefangenen quälen sich gegenseitig.
Mit einem kraftvollen, riesigen Satz springt der Sadist auf die Bühne zurück, nachdem er lange oben im Dunkeln verharrte – von einer Empore, einer Brüstung, einer Art Balkon neben dem Zuschauerraum aus das Treiben der Gefangenen beobachtete. Der Sadist trägt eine rote Baskenmütze, einen langen dunklen Mantel, Stiefel, eine schwarze Maske vor dem Gesicht und ein Lederarmband mit Nieten. Unheimlich, wie er lange ruhig und trotzdem gespannt beobachtet, unheimlich, wie emotionslos er seinen Aufgaben nachgeht, die Gefangenen in Angst und Schrecken zu versetzen, nur ab und zu lacht er laut und amüsiert sich auf seine Weise – in der Tradition der Erotik der Dominanz.
„Sho Kman“ („Was noch?“) heißt die anstrengende und gewaltvolle Performance von jungen Palästinensern aus dem Flüchtlingslager Jenin, die im Wiener „Dschungel“ im Museumsquartier für österreichische Jugendliche ab 14 Jahren zu sehen war.
„Heime heilen? Größter Quatsch!“
Diagnose „sozialer Milieuschaden“: Abstempelung wie gehabt
SS-Erzieher. Dass ehemalige SS-ler als Erzieher in dem Kinderheim am Wiener Wilhelminenberg gearbeitet haben, war, bevor mutige Opfer nun endlich an die Öffentlichkeit gingen, nicht bekannt. Genauso unbekannt ist, dass es bis Anfang der 70er Jahre, zumindest in Deutschland, noch „Flüchtlingslager“ aus dem Zweiten Weltkrieg gab, aus denen Kinder mit der Diagnose „sozialer Milieuschaden“ in Heime geschickt wurden. Der ehemalige Chefarzt der Suchtabteilung der Psychiatrie in Hamburg Ochsenzoll, Bert Kellermann, erinnert sich.
Floating Synagogue
Where there were once people, now only the songs remain…
Anläßlich der Viennale-Weltpremiere des Filmes „Der letzte Jude von Drohobycz“ von Paul Rosdy eine Reportage von der Konzertreise des „Wiener Jüdischen Chors“ und dem Besuch bei dem KZ-Überlebenden Alfred Schreyer:
In Galicia and Bukowina, the area of what is now Western Ukraine, and in Moldova, there are only a few Jews left. But community life still remains vibrant. A musical journey with concerts, sessions, dance and Vodka.
Ich arbeite bis zu meinem Ende, kein Problem!
Liebt „seine“ Zeitung, liebt Österreich, erkennt sich dennoch als „eine Null“: Kolporteur Mohamed Gomah
Dass an dieser Stelle Zeitungsverkäufer porträtiert werden, wird niemanden unter unseren LeserInnen überraschen. Dennoch stellt der folgende Beitrag eine Premiere dar. Unsere Aufmerksamkeit gilt diesmal einem, der die „Boulevardzeitung“ der anderen Kategorie, mit mächtigerem Hintergrund, unter die Leute bringt. Der Kolporteur Mohamed Gomah lebt seit 30 Jahren von und für die Kronenzeitung (bzw. Mediaprint). Ein Interview von Kerstin Kellermann.
„Whores’ Glory“: Dem Tod sexy die Zähne zeigen
Der Film „Whores’Glory“ von Michael Glawogger konfrontiert mit unangenehmen Wahrheiten zu Prostitution und Sexualität in unseren Gesellschaften. „Whores’ Glory“ zeigt den Preis fürs Überleben und Sensenmänner, die jeden früher oder später holen.
In jedem kleinen, mit bunten Tüchern geschmückten Zimmer einer Hure steht der Tod auf einem Tischchen. Ein richtig gruseliger Sensenmann, mit Kapuze über seinem Skelettkopf, eine hohe Figur, vor der eine Kerze brennt und die verehrt wird. Ein breites Bett paßt in die Kammer hinein, ein Stuhl – die Eingangstüre dieser Baracke steht offen: So sieht der Strich in der „La Zona de la toleranzia“ in Mexiko aus. Draußen fahren Jeeps und Lieferwägen durch Matsch und Pfützen, drehen Männer ihre Runden, um sich eine Frau auszusuchen.