Archiv für die Kategorie „Artikel“

postheadericon EVIAN 38 und die Folgen

Exilforschung trifft Flüchtlingsbetreuung

 

„Wir hatten hier eine Pionier-Tagung, schwer arbeitende Flüchtlingsbetreuerinnen tauschten sich mit Exilforscherinnen aus“, sagt Siglinde Bolbecher von der Theodor Kramar Gesellschaft am Schluß. „Viele Länder führten wegen der jüdischen Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg erstmalig die Visumspflicht ein. So erhielten für Großbritannien nur wenige Fachkräfte und jüdische Kinder die Einreiseerlaubnis, alle anderen nur, wenn sie als Dienstboten angefordert wurden“, sagte sie am Anfang. „Die Konferenz von Evian 1938 begründete die moderne Flüchtlingspolitik!“ Bolbecher ist dagegen, dass sich die Exilforschung momentan Begriffe der Migrationsforschung aneigne und warnt vor Unschärfe, Antisemitismus „in einer antipolitischen Rassismus-Debatte versinken zu lassen!“.

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postheadericon „Super zoom“ aus Südafrika: „You live in a property bubble“

Die beiden südafrikanischen Performerinnen Awelani Moyo und Mmakgosi Kgabi spielen sich hin und weg: „Professor! The state of the West is – excuse my words – fucked up!“

Mit leichtem Geiste und mal eben so nebenbei mit leichter Geste zertrümmern die beiden Frauen Afrika-Klischees in den Köpfen der Wiener Zuschauer – ein Bild nach dem anderen: Awelani Moyo und Mmakgosi Kgabi aus Südafrika hüpfen auf Satire überhöht traditionelle afrikanische Tänze, verfremden die südafrikanische Hymne und strahlen dabei fröhlich von der Bühne herauf in den Zuschauerraum. Ein heller Bretterboden aus Holz liegt über dem schwarzen Boden im schwarz ausgemalten Theater „Dschungel“ im Wiener Museumsquartier. Die Performance „super zoom – Or how I learnt to Feel Good about The African Way“ veräppelt klassische Casting Shows: Zwei Afrikanerinnen investieren ins verarmte Europa und suchen unter den ZuschauerInnen einen Star, um ihr Geld los zu werden. Die fürchten sich und sind begeistert – gleichzeitig. „We travelled all this way – to invest in Vienna! Austria! Europe!“ Saxophonsolo, grünes Licht, klassische Bilder einer schwarzen Frau in Modeshows, dünn und souverän. Und der Jingel, bei dem die beiden in schicken schwarzen Kleidern auf Stöckelschuhen jedes Mal ihre Hüften kreisen: „Super sexy!“ Die beiden zeigen „a couple of contemporary styles“ – „Don’t forget, we are Africans, we can do everything!“ – und starten den Aufruf auf die Bühne zu kommen. „Just be yourself!“ Und es trauen sich echt welche, beim Casting mitzumachen. Die erleichterten Zuschauer gröhlen wie bei einem Fußballspiel.

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postheadericon Außenseiter_innen suchen Außenseiter_innen

Susanne Peter über Drogenabhängigkeit: „Das fängt ja alles schon viel früher an“

Wie hängen diverse Süchte mit schrecklichen Ereignissen in Kindheit und Jugend zusammen? Eine Sozialarbeiterin des Obdachlosenbetreuungszentrums Gruft und eine Pschologin der Drogentherapiestation im Otto-Wagner-Spital reden mit dem Augustin über die Rolle von Traumata, über umgeleitete Wut und über die Qualität der Therapieangebote.

„Bei uns geht es nicht so sehr darum, in der Vergangenheit zu wühlen oder aufzulösen“, erklärt Susanne Peter von der Gruft, dem Caritas Betreuungszentrum für Obdachlose. „Sondern: Wie kann ich den heutigen Tag überleben und gut leben.“ Auf der Terrasse eines Kaffeehauses in der Nähe der Gruft ist es laut. Eine ältere Frau, altmodisch, aber elegant gekleidet, wird von der Kellnerin abgedrängt. Sie protestiert lautstark. „Wohnungslosigkeit ist ein Trauma, das muss man erst einmal verkraften, auf der Straße zu sein“, sagt Susanne Peter, die schon mit 16 Jahren für die Kirche „Tee und Schmalzbrote“ an Obdachlose verteilte, „du hast kein Bett, keine Privatsphäre, keine Intimsphäre – wenn ich ein Bier trinke, muss man das in der Öffentlichkeit sein. Man lebt vor aller Augen, ohne Rückzugsmöglichkeit. Alkohohl ist dann eine Art von Lösung, aber keine gute oder langanhaltende.“

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postheadericon Feiern mit Viktoria

Früher holte ich am 1. Mai in aller Frühe immer eine alte russische Flüchtlingsfrau aus dem Flüchtlingsheim ab. Sie wartete schon hinter der Türe beim Portier auf mich. Fröhlich eine rote  Fahne schwenkend zog Viktoria, wie eine alte Sandlerin gekleidet, die Wiener Ringstraße entlang  – den Blaskapellen der Sozialdemokratischen Partei hinterher und verkaufte unsere Flüchtlingszeitung „Die Bunte (Zeitung)“. Sie amüsierte sich prächtig, winkte Bürgermeister Häupl kichernd zu und steckte sich eine rote Nelke an. Nach dem Hendelessen im Prater kehrte sie mit Sonnenbrand und voller roter Luftballons an den Mantel gebunden in das Flüchtlingsheim zurück.

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postheadericon Liebe Flüchtende, Flüchtlinge, Flüchtige und Fluchende!

art in migration heißt die Zeitschrift aus Wien, die hinter diesem Blog steht. art in migration ist eine kleine quadratische Kunstzeitschrift, die seit 2005 Kunstprojekte von und mit Flüchtlingen veröffentlicht.

Wir haben Kooperationspartner in Slowenien, Israel, Peru, Pakistan und Berlin – es geht um Kunst in Flüchtlingsheimen, Flüchtlingslagern, in Unterkünften für „Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“, um „anerkannte“ Flüchtlinge, die Ausstellungen organisieren, um Kunst, in der und durch die Verfolgung, Trauma oder Folter bearbeitet werden.

Herausgeber ist das Festival SOHO IN OTTAKRING, das einmal im Jahr für zwei Wochen KünstlerInnen in leer stehende Geschäftslokale in Ottakring holt.

Viele Geschäfte standen leer, das Gebiet war von Absiedelungen betroffen, ältere ÖsterreicherInnen zogen weg. Fabriken wie die Kugelschreiberfabrik gingen ein und werden nun nach Ausstellungen neu bespielt oder vermietet. KünstlerInnen ziehen her, viele Ateliers sind auf diese Weise entstanden.

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