Artikel-Schlagworte: „Afrika“
Berliner Konferenz: Export der sozialen Frage nach Afrika
Sie teilten sich den Kongo, ein Gebiet achtzigmal größer als Belgien, einfach unter sich auf: König Leopold II. von Belgien und der deutsche Bismarck unterzeichneten 1884 in Berlin einen Vertrag, in dem Deutschland versicherte, die belgische Kolonialpolitik im Kongo zu tolerieren, Belgien hingegen garantierte dem deutschen Schnaps- und Waffenhandel keine Einschränkung aufzuerlegen. „Die Schnapsausfuhr von Hamburg nach Westafrika war von 1875 bis 1884 auf mehr als das Dreifache gestiegen“, schreibt Pierrette Herzberger-Fofana in ihrem faktenreichen, spannenden Buch „Berlin 125 Jahre danach. Eine fast vergessene deutsch-afrikanische Geschichte“. Auch sollte einer Revolution vorgebeugt werden: „Das wichtigste Argument für den Besitz von Kolonien war der Export der sozialen Frage, um ein Ventil für die sozialen Spannungen in Deutschland zu schaffen.“ Das Buch erschien nun in der von Esperance-Francois Ng. Bulayumi herausgegebenen Reihe des Afroasiatischen Institutes Wien.
Tapfuma Gutsa: „Mami Wata ist zornig“
Wassergeister transportieren die Seelen Ertrunkener zurück nach Afrika: Kunst zu Bootsflüchtlingen, die im Meer ertrinken, erhängte Spanier, die Francisco de Goya zeichnete oder Picassos Guernica – wenn ein Künstler politische Kunst machen will, soll man ihn lassen, meint Tapfuma Gutsa. Der international bekannte Bildhauer, der auf der letzten Biennale in Venedig ausstellte, würde gerne Kunst in Flüchtlingsheimen machen, weil dort „unglaublich intelligente und verrückte Köpfe sitzen“. Die Arbeit ist noch einschließlich Samstag in Wien zu sehen.
Eyecatcher Boulevard-Medien
Reproduktion von Afrika-Bildern beim Festival „Ke Nako“:
Be-Bilderung, Standstills und Meinungs-Bild-ung: Wie reproduzierte das Festival „Ke Nako“ positive Afrika-Bilder, die aber gängigen Mechanismen folgen? Im folgenden Beitrag fordert die Autorin ein mutiges zeitgenössisches Afrikabild und die Abkehr von (Selbst-) Exotisierungen.
Zum Thema „Bilder“ ein kleines Coming-Out: Als ich vor kurzem zum ersten Mal in meinem Leben auf Krone-online landete, war ich äußerst erstaunt, wieviele kleine Bildchen sich am Cover, also auf der Startseite dieses beliebten österreichischen Boulevard-Mediums befinden. Ich suchte um die Bilder herum nach den Texten, den Artikeln zu den Fotos und konnte keine finden, bis mir jemand sagte, du mußt direkt auf die Bilder drauf klicken … Bilder und Fotos sind sehr wichtig, gerade in der unterbewussten Meinungs-bild-ung – diesen Umstand haben Boulevardmedien genau erkannt. Die so genannten „Qualitätsmedien“ berücksichtigen diese Erkenntnis aber eher nicht.
Mamadou Diabate: „Ich spiele nicht mit dieser Eins“
Der großartige Balaphon-Spieler Mamadou Diabate lebt seit über einem Jahrzehnt in Österreich und gewann im Dezember den „Austrian World Music Award 2011“. Der überaus umtriebige Musiker erklärt die unterschiedlichen sozialen Traditionen und Hintergründe in seiner Musik und stellt Verbindungen zwischen Sprache und Musik her.
Wie würden Sie ein Balaphon charakterisieren?
Ein Balaphon ist ein westafrikanisches Instrument, mit dem Melodie und Rhythmus zugleich gespielt werden. Europa sah das Balaphon und baute nach diesem das Marimabaphon. Das ist lange her. Es gibt unterschiedliche Balaphone, die sprechen jeweils verschiedene Sprachen. Ich spreche mit dem Balaphon meine Sprache. Ich bin Sambla, mein Balaphon ist ein Sambla-Balaphon. Und der Rhythmus, den ich spiele, folgt der Sambla-Sprache.
Feuerlegen in Venedig
Österreich-Bezüge im Simbabwe- und Roma-Pavillon
„Die Idee einer Nation muss als Vorstellung von Gemeinschaft erneuert werden“, steht im niederländischen Pavillon auf der Biennale Venedig. Der thailändische Pavillon in einem Kaffeehaus erfindet die eigene Nation „Navinland“ und Wachmänner mit Pistolen bewachen den illuminierten Gottvater, fliegend mit Gänsen, von Tintoretto („La creazione degli animali“ 1518). Der illuminierte Jesus gibt anderen zu trinken. Simbabwe und die Roma stellten zum ersten Mal aus.