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Geschichtsbild ohne Partisaninnen
Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien werden keine Kompromisse möglich sein. Entweder wird ein Uniformen-Weltbild ohne Täter-Benennung fortgeführt, oder es muss neu aufgestellt werden. Auf der Tagung und Ausstellung „HGM neu denken“ gab es Anregungen.
Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien war in letzter Zeit öfters in den Schlagzeilen. Kriegsverherrlichung (etwa rechtsextreme Bücher und Wehrmachtspanzer-Spielzeug), Misswirtschaft – die Vorwürfe haben es in sich. Und wurden so laut, dass das Verteidigungsministerium diese durch Kommissionen prüfen lässt.
Mit „HGM neu denken“, einem eintägigen Tagungs- und Ausstellungsformat, widmeten sich die Autorin und Literaturwissenschafterin Elena Messner und der bildende Künstler und Filmemacher Nils Olger dem Problem. Die beiden beschäftigen sich schon lange mit dem HGM, nun luden sie WissenschaftlerInnen und Kunstschaffende zur ersten breiten Diskussion zur Frage, wie ein zeitgenössisches, kritisches Museum heute aussehen könnte.
Glasscheiben zwischen zwei Welten
Von Geldspezialisten und Affen in Frankfurt am Main. Das Frankfurter Leben kreist um den Main. Auf der einen Flussseite die «Dippesmess», ein Jahrmarkt mit Riesenrad und Apfelwein, auf der anderen die Museen am Schaumainkai. Ein Rundgang.
Fünf Banker sitzen auf einer Holzbank vor einem schicken veganen Laden und schauen in ihre Salatschüsseln. Eng aneinander gedrängt wie Vögel auf der Stange, in ihren typischen, zu kleinen blauen Sakkos. Davor ein Obdachloser, der sich aus einem Mistkübel Reste angelt. Wenn man dem Obdachlosen Essen in die Hand drückt, sperren die Banker Augen und Münder auf, überraschter als der wilde Mann mit dem roten Bart. Als ob es unsichtbare Glasscheiben zwischen den zwei Welten gäbe: Banker und Obdachlose – die ignorieren sich nicht einmal, würde man in Österreich sagen. Leben aber nebeneinander her, ihre Wege kreuzen sich ständig.
„Die Pflicht der öffentlichen Gewalten“
Wiener Ringstraßen-Ausstellung zu Pracht und Elend: Für in Wien nicht heimatberechtigte Personen war im ausgehenden 19. Jahrhundert die öffentliche Armenfürsorge nicht zuständig. Das traf auf siebzig Prozent der über 70.000 in Wien lebenden Juden zu, die nach der Gewährung der Freizügigkeit im Jahre 1867 aus allen Teilen der Monarchie als Arbeitssuchende nach Wien gezogen waren. Die Wiener Bevölkerung hatte sich in einem halben Jahrhundert vervierfacht. Alle diese Menschen waren auf private Wohltätigkeit angewiesen, Bedürftigen sollten aber „die demütigenden Almosen“ erspart bleiben, „Hilfe zur Selbsthilfe“ war das Motto, ist in der Ausstellung „Ringstraße. Ein jüdischer Boulevard“ im Wiener jüdischen Museum zu lesen.
Dabernig: Die Leere rocken
Der Bildhauer, Filmemacher und multimediale Künstler Josef Dabernig im mumok: Nach Jahrzehnten voll komplizierter Zahlenkunst drehte Josef Dabernig Filme mit sehr persönlichem Zugang. Humor, sagt er, sei ein „Selbstbehauptungs-Vehikel“ in disziplinierenden Strukturen.
Sauls Leuchtkasten – Ein Nachruf auf Saul Leiter
Der Fotograf, der als erster die künstlerische Farbfotografie entdeckte und mit den Farben des Lebens Schatten und Silhouetten malte, ist tot. Saul Leiter wandert nicht mehr jeden Tag im New Yorker East Village durch die Straßen, auf der Suche nach „Bruchstücken von Erinnerungen“.
„Ich mag es, wenn man nicht sicher ist, was man sieht“, sagte der New Yorker Fotograf Saul Leiter einmal. „Wenn man nicht weiss, warum der Fotograf ein Bild gemacht hat und wir nicht wissen, warum wir es anschauen, so entdecken wir plötzlich, dass wir mit dem Sehen beginnen. Diese Verwirrung mag ich.“ Wenn man 2012 aus der großen Saul Leiter-Ausstellung im Wiener Kunsthaus mit seinem unebenen Boden ins Schneetreiben heraus kam, merkte man, was Leiter meinte, seine Fotos wirken nach, man schaut anders und sieht plötzlich überall „coloured pictures“. Fahrräder unter Schneehauben, das schräge Licht eines Scheinwerfers – man klickt plötzlich selber Leiter-Fotos im Kopf.