Artikel-Schlagworte: „Nationalsozialismus“
When she looked
Einen Raum erschaffen, in den man eintreten kann, möchte die Malerin Tess Jaray. Ihre Bilder sind sehr reduziert und geben viel Assoziationsraum.
„Ich habe wenig Erinnerung an meine Kindheit“, sagte die britische Künstlerin Tess Jaray einmal in einem Interview. Doch jetzt, als Jaray das Cottage ihrer Eltern ausräumte, fand sie Kinderzeichnungen, auf denen sie fünfjährig die englische Landschaft dargestellt hatte. Mit lauter Linien in der Gegend: nämlich den dominierenden Hecken, die die Landschaft aufteilten, den Blick lenkten, aber auch einen Rahmen boten. „Vielleicht begann alles damit“, scherzt Jaray im Zoom-Interview und zieht an ihrer Zigarette. Erstmalig ist das Werk der Minimalistin, deren Wiener Eltern vor den Nazis fliehen mussten, in Österreich ausgestellt. Das Baby Räsel war auf der Flucht erst sechs Monate alt.
Rufmord durch deutschen Blogger (in eigener Sache)
Momentan bin ich seit Tagen massiven, völlig unberechtigten, aus der Luft gegriffenen Angriffen eines deutschen Bloggers ausgesetzt, der mir Antisemitismus und Holocaust-Verharmlosung unterstellt.
Seitdem ich einen deutschen Blogger kritisierte, überzieht er meinen Namen mit Verleumdungen, ich wäre zum Beispiel eine Selektiererin ähnlich den Nazi-Mördern. Dieser Mann hatte auf einer öffentlichen Plattform einen Text publiziert, der von einer Collage gekrönt war, auf der das Gesicht einer jüdischen Wissenschaftlerin direkt neben dem eines Nazi-Massenmörders abgebildet war. Der Text dazu war noch viel schlimmer. Seit meinem Posting, dass er durch diese Gleichsetzung der jüdischen Frau mit dem Nazi-Mörder den Holocaust verharmlose, überzieht er meinen Namen mit einer Kampagne von Verleumdungen. Mein Name wird in direkter Verbindung mit dem Nazi-Aufruf „Kauft nicht bei Juden“ gestellt (im Titel und im Link), ich wäre ein „Blockwart“, er vergleicht mich sogar direkt mit den Nazimördern, die Menschen selektierten. Ich wäre eine „Israel-Hasserin“, weil ich ihm postete, dass Israel sich selber verteidigen kann und dass das Land seine Hilfe nicht brauche.
Unerklärliche Trauerwolke
Sachbuch: Familiäre Befragungen zur NS-„Euthanasie“.
Von einer Bekannten habe ich erfahren, dass ihre Schwester jahrelang Therapie brauchte, um herauszufinden, dass ihre Urgroßmutter Opfer der „Euthanasie“ geworden war. Die Oma hatte als Kleinkind den Schock erlebt, plötzlich und völlig ohne Erklärung ihre Mutter zu verlieren. Da diese Oma das Mädchen großzog, übertrug sich der Schock auf das Enkelkind. Ohne Worte, aber mit erhöhter, zu Beginn unerklärlicher Selbstmordgefahr.
Dass es so ein tiefes Schweigen um die Ermordung von „Euthanasie“-Betroffenen in der Nazi-Zeit gibt, hat verschiedene Gründe: Einer kann sein, dass oft einzelne, sehr nahe Verwandte eine Mitschuld an der Einweisung einer Person (gar Bruder, Schwester oder Vater) trugen, die dann in weiterer Folge zur Ermordung führte. Dem jungen Kärntner Politikwissenschaftler Bernhard Gitschtaler ist es nun gelungen, das Thema anders anzugehen: Er befragte unter anderen Neffen und Onkels, also etwas entferntere Verwandte, die zum Teil selbst schon Nachforschungen gestartet hatten – die zwar mit betroffen, aber noch handlungsfähig und neugierig waren.
Heilt den Weltmeister!
Augustin Theater spielt Achternbusch.
Als Herbert Achternbusch fünf Jahre alt war, gab ihn seine geliebte, alleinerziehende Mutter zur Oma auf einen Speicher im Bayrischen Wald, zum Schutz wegen des Zweiten Weltkrieges. Die Mutter schenkte ihm teure Tubenfarben. Auch nach dem Krieg muss er bei der Oma wohnen bleiben. „Ich erinnere mich, dass ich, wie es mir besonders schlecht ging, bei der Oma oben, mein Gesicht zeichnete… Da sie schon im Bett lag, zeichnete ich bei einer Kerze. An diesem Abend zeichnete ich aus einem Rasierspiegel ununterbrochen mein Gesicht in ein leeres Buch. So lange zeichnete ich, bis mir ein Gesicht gelang, in dem ich mich spürte. Es war eine Erleuchtung: die Zeichnung bin ich, und nicht ich.“ Später verbrannte er die Zeichnung. Was für andere Kinder Schnuller oder Teddybär ist – „Übergangsobjekt“ eben (so nannte es der Kinderpsychiater Donald Winnicott), war für Achternbusch also die Zeichnung. Doch irgendetwas dürfte seine „not perfect mother“ (die laut Winnicott die beste Mutter ist, sie muss nur auf die spontanen Äußerungen und Aktionen des Kindes eingehen) doch richtig gemacht haben, denn sein Spielraum zur Kunst hin erweiterte sich unglaublich. Herbert Achternbusch malte, schuf Holzskulpturen und wurde berühmt für seine sehr lustigen Filme. Mit seinem erotischen Jesus mit riesigen Brustwarzen in dem Film „Das Gespenst“ schaffte er das Kunststück, das der Film in Österreich nach einem Urteil des Landesgerichts Graz bis heute verboten ist!
Alle Kinder malen gleich. Auf der ganzen Welt.
Strahlenfiguren, Kammfiguren, Kreise mit Kernen. Warum man kleine Kinder beim Malen ihrer Ringel und Punkte nicht stören sollte.
Er malte mit Kindern im Dschungel und in der Wüste, in Neuguinea und Guatemala, in Mauretanien oder Äthiopien – alles, um seine Bild-Schöpfungs-These zu beweisen. Seine großmütige, großherzige These in einer Welt, in der viel Dünkel vorherrscht, beinhaltete, das alle Kinder auf der ganzen Welt gleich sind und mit ihren ersten Zeichenversuchen sehr ähnliche Figuren abbilden, denen jedes Mal eine komplett ähnliche Entwicklung folgt, falls keiner stört.
Beginnend mit Kreisen und Kringeln wird die allererste Spur auf das Papier gelegt. Nach Arno Stern eine Erinnerung an den embryonalen Zustand, an Bauch und Geburt. Jedes Kind ist von einer Mutter geboren, musste durch den Geburtskanal an das Licht der Welt. Man soll und darf diese ersten Bilder nicht interpretieren, meinte der eigenwillige Stern, nicht sagen, aha, eine Sonne, ein Mond, sehr schön. Oder: Was ist das? Was soll das sein? Man soll das Kind einfach machen lassen, ohne Beeinflussung, denn sonst erzeuge man ein braves Kind, das gehorsam um Aufmerksamkeit heische, und zerstöre die orginale Bildspur des Kindes.