Artikel-Schlagworte: „Nationalsozialismus“

postheadericon Punk und Holocaust: Die Endlösung der Endlösung

Als die Töchter und Söhne der Holocaust-Überlebenden auf die
Popmusik stießen, entstand Punk. Mit den Mitteln der Komödie, Überzeichnung
und  Rebellion versuchten Punkprinzessinnen wie Genya Ravan oder Helen Wheels die Schocks in ihrer Familiengeschichte zu verarbeiten.

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postheadericon Anselm Kiefer: „Ruinen sind für mich ein Normalzustand“

Der Maler Anselm Kiefer wuchs direkt nach dem Zweiten Weltkrieg mit Ruinen und Trümmern im Blickfeld auf: „Das ist ein Zustand der Transition, des Umschwungs, der Veränderung. Mit den Steinen, die in den großen Städten von den sogenannten Trümmerfrauen – heute fast schon ein mythologischer Begriff – gereinigt wurden, baute ich Häuser.“ Ein überaus dichter Interviewband ist Klaus Dermutz da gelungen, voll lyrischer Fragen und eigener Überlegungen nach der Gnosis, der Mystik und Kosmogonie Isaak Lurians und dem Einfluss von Gedichten Ingeborg Bachmanns und Paul Celans auf Kiefers Kunst. Es zeigt sich, wie viel mehr ein Interviewer erreichen kann, wie tief schöpfen, der sich auf einen Künstler spezialisiert, ihm in seinen Werken folgt.

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postheadericon Marika Schmiedts Filme zum Thema Roma-Verfolgung: Mutterseelenalleine

Als Filmemacherin will Marika Schmiedt Geschichte mitschreiben, einen Funken entzünden, zur Reflexion von eigener Geschichte anregen. Sie schafft es, dass die Mutter, die ein Pflegekind war, und ihrer Großmutter, die als Romni im KZ Ravensbrück ermordet wurde, weiter leben.

„So ein liebes Kind, die möchte ich haben“, sagte die neue Pflegemutter, als sie die Kleine sah. „Die holten mich. Ich bin dann auf einem Schamerl mitten in der Küche gesessen den ganzen Tag und habe kein Wort gesprochen. Am Abend sagte jemand, muss das Kind nicht einmal aufs Klo? Das Schamerl war ganz nass. Da haben sie mich geschimpft.“In Marika Schmiedts neustem Film „Roma Memento. Zukunft ungewiss?“ erzählt Marikas  Mutter Margit Schmiedt, die erst als junge Erwachsene von ihrer Roma-Herkunft erfuhr, von ihrer Kindheit. Die Cousine ihrer Mutter sah Margit zufällig auf dem Uhrfahraner Markt in Linz und sprach sie an: „Weißt du, wer du bist? Deine Mutter und ich waren zusammen im KZ  Ravensbrück.“ „Da haben mich die Füße verlassen“, sagt die Mutter im Film.

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postheadericon Marianne Fritz: Die Rübenmüdigkeit

Foto: Magdalena Blaszczuk

Konzepthalter aus Plastik, ein Lesepult aus den Resten von Spanplatten, Versuchsschachteln. Kugelige Texte in Bildern, räumliche Bilder in Texten: Zwei Menschen arbeiten jahrzehntelang in ihrer Wohnung zusammen. Die Frau schreibt, der Mann recherchiert. Otto Dünser, Lebensgefährte von Marianne Fritz, im „Standstill“ einer Wohnung.

Tief und ironisch klingt die Stimme aus dem Gang zwischen Backsteinwänden hervor. „Muss ich nun den Blättern der Rüben meine Seele geben? Ich spüre die Rübenmüdigkeit in mir. Die Gier nach Rüben kommt in der Rübenmüdigkeit zu ihrer Grenze.“ Träumerisch verspielt folgen noch lauter Worte mit Ü’s in Poetik verspannt, wie das Gemüt und immer wieder die Rüben und die Rübenmüdigkeit. Es klingt ein bißchen so, als ob jemand schlafwandlerisch vor sich hin spricht, nicht ganz da und nicht ganz fort. „Alle Pflanzenkrankheiten müssen sich irgendwo ansiedeln dürfen, um sich zu spüren“, tönt es aus dem Lautsprecher. „Die ihre Müdigkeit spüren. Wurzelbrand. Die Rübe.“ Diesen Beitrag weiterlesen »

postheadericon „Heime heilen? Größter Quatsch!“

Diagnose „sozialer Milieuschaden“: Abstempelung wie gehabt

SS-Erzieher. Dass ehemalige SS-ler als Erzieher in dem Kinderheim am Wiener Wilhelminenberg gearbeitet haben, war, bevor mutige Opfer nun endlich an die Öffentlichkeit gingen, nicht bekannt. Genauso unbekannt ist, dass es bis Anfang der 70er Jahre, zumindest in Deutschland, noch „Flüchtlingslager“ aus dem Zweiten Weltkrieg gab, aus denen Kinder mit der Diagnose „sozialer Milieuschaden“ in Heime geschickt wurden. Der ehemalige Chefarzt der Suchtabteilung der Psychiatrie in Hamburg Ochsenzoll, Bert Kellermann, erinnert sich.

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